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Geschichte und Stadtteile

Groß-Gerau gehört, wie der Kulturgeograph sagen würde, zum Altsiedelland. Jungsteinzeitbauern, Siedler der Bronzezeit und auch die Römer haben in der Groß-Gerauer Gemarkung ihre Spuren hinterlassen. Beginnend mit den Franken bildete sich die heute noch gültige Siedlungsstruktur heraus.

910 nach Christus tritt der Name „geraha“ erstmals in einer Urkunde in Erscheinung. Groß-Gerau gehörte mit seiner 1002 erwähnten curtis, einem königlichen Wirtschaftshof, zu den königlichen Kernlanden des mittelalterlichen deutschen Reichs. Die 1160 mit ihrer Burg erwähnten Herren von Dornberg waren wahrscheinlich Dienstleute oder Ministerialen der staufischen Kaiser. Sie wurden 1259 von den Grafen von Katzenelnbogen beerbt, die 1398 als mächtige Territorialherren die Verleihung der Stadtrechte erwirkten. Für Groß-Gerau verbanden sich damit zunächst die Marktrechte.

Die Stadt entwickelte sich weiter als weltlicher und kirchlicher Mittelpunkt der Region und ließ sich 1663 nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges die Stadtrechte von Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt erneuern. Die Position Groß-Geraus wurde dadurch gestärkt. Die Stadt hatte das Recht, Vertreter auf den hessischen Landtag zu entsenden und war künftig von Frondiensten befreit. Wirtschaftlich profitierte die Ende des 18. Jahrhunderts 1450 Einwohner zählende Stadt von der landwirtschaftlichen Gunst und war Ort wichtiger Handwerkszünfte.

Aus dem Prozess staatlicher Reformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging Groß-Gerau 1832 als Sitz des neuen Kreisamtes hervor. Die örtlichen Beamten und Akademiker waren auch die Triebfeder für erste private Einrichtungen einer höheren Bildung in Groß-Gerau. Die 1858 gebaute Eisenbahn von Darmstadt nach Mainz gab den Startschuss für die Industrialisierung in der Stadt. Brauerei, Ölfabrik, Zuckerfabrik und Konservenfabrik waren die sichtbarsten Zeichen dieser Entwicklung.

Der Aufbau einer städtischen Infrastruktur wurde in den 1920er Jahren vollzogen. Mit dem 1926 gewählten ersten hauptamtlichen Bürgermeister, Dr. Bernhard Lüdecke, wurde die Elektrifizierung, die Wasserversorgung und der Kanalbau realisiert.

Auf den Nationalsozialismus, mit der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung und den Wunden des Weltkrieges folgten die 1950er Jahre mit wirtschaftlichem Aufschwung und der Integration der Vertriebenen. Die Verarbeitung der schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit mündeten in Groß-Gerau in ein besonderes Engagement im Rahmen der europäischen Städtepartnerschaften seit 1959.

Der Wirtschaftsstandort Groß-Gerau blieb weiterhin attraktiv und zog viele Zuwanderer in die Stadt. Die alten Fabriken wie Brauerei und Konservenfabrik verschwanden jedoch nach und nach und es siedelten sich Betriebe an, die die erstklassige Infrarstruktur nutzten. An der Nahtstelle zwischen industriellem Norden und ländlichem Ried im Süden hat sich die Funktion als Mittelpunkt mit Verwaltungen, Schulen, Handel und Kultur bis in die Gegenwart erhalten.

Weitere Informationen zur Geschichte erhalten Sie unter Geschichte und Naturlandschaft.


Eigenes Wachstum, die Eingemeindung von Dornberg (1939) und Berkach (1972) und schließlich der Zusammenschluss mit den Gemeinden Dornheim und Wallerstädten im Rahmen der Gebietsreform 1977 sorgten und sorgen für ein stetiges Wachstum der Einwohnerzahl.

Heute wohnen in der Stadt Groß-Gerau 25.496 Menschen (Stand 30. Juni 2017). Davon entfallen auf:

Kernstadt           16.606
Dornberg                410
Berkach                1.128
Wallerstädten      2.708
Dornheim            4.644

Sie möchten mehr über die einzelnen Stadtteile erfahren? Nachfolgend finden Sie gebündelt Informationen zu jedem Stadtteil:

Dornberg

Dornberg entstand als Wohnsiedlung für die Bediensteten des gleichnamigen Schlosses. Dieses wird als Sitz der Herren von Dornberg erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Als diese Mitte des 13. Jahrhunderts ausstarben, machten die Grafen von Katzenelnbogen das Schloss zur Residenz ihrer Oberen Grafschaft.

Auf dem Erbweg ging der Besitz 1479 an die Landgrafschaft Hessen und wurde als Jagdschloss genutzt. Durch kriegerische Handlungen wurde es 1689 durch Feuer zerstört.

Die Siedlung aber entwickelte sich weiter. Durch Renovierungen und Ergänzungsbauten konnten Teile des Schlosses erhalten werden, die heute von der Kreisvolkshochschule genutzt werden.

 

Berkach

Berkach steht auf dem Boden einer ehemaligen römischen Siedlung und lag am Schnittpunkt der einstigen Römerstraße Nierstein - Dieburg und der von Mainz kommende "Steinernen Straße".

Urkundlich erwähnt wird Berkach erstmals 1246, als Konrad von Dornberg sieben Ritter und zwei Bürger mit Besitz in der "Villa Bercach" belehnt.

In Berkach stehen noch viele ansehnliche Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert. So das 1597 errichtete Rathaus, ein stattlicher Fachwerkbau mit schönem Balkenwerk und Schnitzereien, das heute Sitz eines Jugendtreffs ist.

 

Dornheim

Dornheim hat schon zu Zeiten von Kaiser Karl dem Großen bestanden; wurde bereits 779 erstmals erwähnt. Die Abtei Eberbach, die in der Dornheimer Gemarkung stark begütert war, unterhielt hier einen ihrer großen Wirtschaftshöfe, den 1159 als "Villa Rihusen" erstmals erwähnten Riedhäuserhof. Ein Dornheimer Ortsadel ist im 12. Jahrhundert bekannt. Im Jahre 1543 wurde das erste Gerichtssiegel eingeführt. Aus ihm ging das Dornheimer Wappen hervor.

In den Jahrzehnten nach dem letzten Weltkrieg hat Dornheim große Anstrengungen gemacht, seine Einrichtungen den Erfordernissen der Zeit anzupassen. So ist Dornheim heute eine moderne Gemeinschaft mit kultureller Eigenständigkeit und solidem wirtschaftlichen Fundament, die über alle Einrichtungen neuzeitlicher Infrastruktur verfügt.

 

Wallerstädten

Wallerstädten wurde 1281 ertmals urkundlich erwähnt, die Geschichte  reicht aber wesentlich weiter zurück. Das Dorf gehörte zweifellos zu dem großen Reichsgutbesitz, der 1013 durch König Heinrich II. an das Bistum Würzburg und später über die Katzenelnbogener an Hessen kam.

Die Ortschronik meldet für 1518 eine Brandschatzung durch Franz von Sickingen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Wallerstädten noch einmal zerstört, als Mansfeldsche Kriegsvölker den Ort heimsuchten. Dass die Kriegsfolgen zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder überwunden waren, bezeugen zahlreiche stattliche Bauten aus jener Zeit, insbesondere ein besonders schönes Fachwerkrathaus mit massivem Untergeschoss.

All diese gepflegten Zeugnisse aus der Vergangenheit, geschmackvolle Neubauten und die allgemeine Ausgestaltung der Gemeinde bescherten Wallerstädten 1963 den Titel "Schönstes Dorf des Kreises Groß-Gerau".