Nachkommen der jüdischen Familie Hirsch auf Spurensuche in Groß-Gerau
Bürgermeister Jörg Rüddenklau und Museumsleiter Jürgen Volkmann haben die Nachkommen der während der NS-Diktatur in die USA emigrierten Familie Hirsch bei deren Kurzbesuch in Groß-Gerau begrüßt. Drei Generationen hatten sich in der Kreisstadt auf Spurensuche nach ihren jüdisch-deutschen Wurzeln begeben.
„Es ist wichtig, dass wir hier gemeinsam stehen und uns an Ihre Familiengeschichte und an die dunklen Tage der deutschen Geschichte erinnern“, sagte Groß-Geraus Bürgermeister Jörg Rüddenklau während des Stadtrundgangs mit Museumsleiter Jürgen Volkmann, bei dem Stationen der Familie Hirsch sowie des jüdischen Lebens in der Kreisstadt angesteuert wurden und ein Besuch des jüdischen Friedhofs auf dem Programm stand. Beth Gomberg-Hirsch und Austin Hirsch aus Wilmette bei Chicago dankten im Namen aller mitgereisten Familienangehörigen – ihre Kinder und deren Familien – für den herzlichen Empfang und das gemeinsame Erinnern an die Herkunft der Familie Hirsch.
Nach einer Begrüßung im Stadtmuseum und einer kurzen Führung durch die Römersausstellung wandte sich die Besuchergruppe der Familiengeschichte in Groß-Gerau zu. Museumsleiter Jürgen Volkmann hatte als ersten Halt im Rahmen des besonderen Stadtrundgangs das ehemalige Wohnhaus der Familie Hirsch in der Walther-Rathenau-Straße 11 eingeplant. Vor dem Zugang zum Grundstück sind Stolpersteine verlegt, welche die Erinnerung an die jüdische Familie lebendig halten. Die Mitglieder der vierköpfigen Familie Hirsch, Vater August und Mutter Ella sowie die beiden Söhne Bruno und Kurt, waren in den Jahren 1934 bis 1936 in die USA ausgewandert, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. August Hirsch hatte gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm ein Geschäft für Metzgereiartikel, Häute und Felle betrieben, das er nach dem Tod des Bruders 1925 als alleiniger Inhaber führte und 1935 aufgeben musste. Die Stolpersteinverlegung vor dem Grundstück fand am 21. Mai 2016 statt.
Den Stadtrundgang begleiteten neben Bürgermeister Rüddenklau und Museumsleiter Volkmann seitens der Stadtverwaltung Sabine Hoffmann, die als Dezernentin unter anderem für den Kultur- und Museumsbereich zuständig ist, die Stolpersteinpaten Ingrid und Werner Charlet, die Stadtverordneten Ilse und Klaus Meinke als Vertreter des Fördervereins Stadtmuseum sowie Ulf Kluck aus dem Vorstand des Fördervereins jüdischer Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau. Er führte die Besucher zum Abschluss über den jüdischen Friedhof.