Trauer um Helmut Dechert – der „Mann im Blaumann“ starb im Alter von 90 Jahren
Es gibt wohl kaum einen Menschen im Stadtteil Dornheim, dem Helmut Dechert, der ein ausgesprochen vielseitig aktiver Mensch und eine stets zuversichtliche Persönlichkeit war, nicht bekannt ist. Um Helmut Dechert trauern seine Ehefrau Agnes, mit der er 68 Jahre verheiratet war und die er in den letzten Jahren aufopferungsvoll pflegte, seine Kinder Jürgen mit Ehefrau Dagmar, Ute und Uwe mit Ehefrau Andrea sowie drei Enkelkinder und zwei Urenkel.
Gemeinsam mit der Familie trauert auch die Stadt Groß-Gerau um Helmut Dechert, der vor wenigen Tagen im gesegneten Alter von 90 Jahren verstorben ist.
„Wir haben mit Helmut Dechert eine gute Seele verloren, engagiert, mitfühlend und hilfsbereit, wo auch immer Not am Mann und Zupacken gefragt war“, so Bürgermeister Erhard Walther, der den persönlichen Kontakt zum Dornheimer Urgestein regelmäßig pflegte.
Früh verlor Helmut Dechert seinen Vater, unterstützte seine Mutter und die ältere Schwester – während seine älteren Brüder im Krieg Dienst leisteten – bei der Arbeit im kleinen bäuerlichen Betrieb in der Großen Kreisgasse 4. Nach der Volksschule absolvierte er, obwohl die Kriegsjahre und der Bombenangriff auf Groß-Gerau im August 1944 einige Hürden mit sich brachten, eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, die er 1949 mit der Gesellenprüfung abschloss. Beruflich wirkte Helmut Dechert zunächst als Kfz- und Flugzeugmechaniker auf dem Rhein-Main-Flughafen der US Air Force, später als Betriebsschlosser bei den Main-Gaswerken der Stadt Frankfurt am Main. 1959 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete in der Gernsheimer Landstraße 16, in der damals noch eigenständigen Gemeinde Dornheim, die erste Tankstelle inklusive Reparaturwerkstatt, Abschleppdienst und Verkauf von landwirtschaftlichen Maschinen, Fahrrädern und allerlei Zubehör. Im Sommer 1965 bestand Helmut Dechert die Meisterprüfung im Kfz-Mechaniker-Handwerk und zog mit der Familie an den südlichen Ortseingang, wohin er zuvor bereits mit der Tankstelle samt Werkstatt umgesiedelt war. Fortan führte Helmut Dechert im Ort den Spitznamen „Benzin Gottsche“. Anfang der siebziger Jahre nahm Helmut Dechert Abschied von der Tankstelle, setzte seine berufliche Laufbahn beim Technischen Überwachungsamt Darmstadt (TÜH) fort, war dort unter anderem für die mit zahlreichen Auslandaufenthalten verbundene Erstzulassung von Schwerlast- und Sonderfahrzeugen zuständig.
Die Liste von Aktivitäten, die Helmut Dechert im Ehrenamt oder liebgewonnenes Hobby ausübte, ist ausgesprochen lang. Der Mann, der stets ein schelmisches Lächeln in den Augenwinkeln trug, war ein Vereinsmensch durch und durch. Als begnadeter Hobbymusiker am Schlagzeug (Intercity Duo) und Chorsänger – der Chorgemeinschaft Dornheim gehörte er rund 70 Jahre an – als Alt-Kerweborsch und mehrfacher Kerwevadder, als Gründungsmitglied des Vereins für Deutsche Schäferhunde im Stadtteil, als Moderator bei städtischen Veranstaltungen wie beispielsweise 1994 beim Hessentag in Groß-Gerau wie den Europatagen 2005 wie auch sein Engagement in der Kreisverkehrswacht, wo er über lange Jahre für die Finanzen und die Buchhaltung verantwortlich zeichnete, ließen Helmut Dechert zahlreiche Ehrungen zuteilwerden. Zudem war er bereits ab 1945 in der Freiwilligen Feuerwehr Dornheim aktiv, hatte die Aufgabe des stellvertretenden Ortsbrandmeisters (1974-78) inne, war Kreisausbilder für Maschinisten (1973-81) und Ausbilder für Feuerwehrmaschinisten und Klasse 2-Führerschein (1984-85).
Eine besondere Rolle spielte der Hobbymetzger Helmut Dechert bei den Schlachtfesten der Chorgemeinschaft, die sich nach der Dornheimer 1200-Jahr-Feier im Ort sowie bei Bürgern umliegender Gemeinden zunehmend großer Beliebtheit erfreuten. 1983 schafften es Helmut Dechert und die Chorgemeinschaft mit der „längsten Leberwurst der Welt“ (463,8 Meter) sogar bis ins Guinnessbuch der Rekorde und trugen den Namen Dornheims somit weit über die Groß-Gerauer Stadtgrenzen hinaus. Auch seine spontane Hilfsbereitschaft, wie beispielsweise bei dem unwetterbedingten Nothalt eines ICE am 24.08.2011 in Dornheim, blieb über die Grenzen der Gemeinde hinaus in Erinnerung. Damals organisierte Helmut Dechert mit Unterstützung des Wirtes der Gaststätte Riedhalle eine Notverpflegung für die Fahrgäste, die sich gern an den „Mann im Blaumann am Bahndamm in Dornheim“ erinnern und dies gegenüber der Familie in Postkarten und Mails bis heute dankbar zum Ausdruck bringen.