Museums-Neuerwerb „Scheveninger Fischer“: Anders, aber Altheim

Lebemann, Exzentriker, hoch talentierter Zeichner und Maler: Der 1871 in Groß-Gerau geborene Künstler Wilhelm Altheim hatte zahlreiche Facetten, die sich zu beleuchten lohnen. Im Stadtmuseum Groß-Gerau ist eine umfangreiche Sammlung mit Werken Wilhelm Altheims zu sehen – neuerdings auch eines, das ganz anders zu sein scheint als alle bisher bekannten.

Die „kleinen Leute“ haben Altheim fasziniert, deren Leben hat er in seinem künstlerischen Schaffen in den Blick genommen und dokumentiert. Auch die kolorierte Federzeichnung „Scheveninger Fischer“ aus dem Jahr 1909 greift Altheims Thema auf – allerdings stellt der Künstler in diesem Fall nicht die Menschen der Frankfurter Vororte dar, wo Altheim seit seiner Jugend seinen Lebens- und Schaffensmittelpunkt hatte, sondern niederländische Fischer.

„Altheims Biografie war geprägt durch seine starke Bindung an Frankfurt und die Region. Es sind zwar Aufenthalte in Paris und eine Reise nach Italien bekannt, jedoch sind keine Werke hinterlassen, die dies dokumentieren. Bei unserer Zeichnung nimmt er nun malerisch das auf, was sich in unmittelbarer Nähe von Scheveningen, in Nordwyk, fand – die Sommerfrische von Max Liebermann, dem großen deutschen Impressionisten,“ erklärt Jürgen Volkmann, Leiter des Stadtmuseums Groß-Gerau. Altheims Arbeit „Scheveninger Fischer“ sei in impressionistischem Kolorit wiedergegeben. „Typischerweise kehrt Altheim in der Gestaltung der drei Fischer aber wieder zu seiner, die Bodenständigkeit der Figuren betonenden künstlerischen Auffassung zurück“, so Volkmann.

Bürgermeister Erhard Walther betont: „Wir freuen uns sehr, dass mit dem neuesten Zuwachs unserer städtischen Altheim-Sammlung ein Werk im Groß-Gerauer Stadtmuseum zu sehen ist, das in dieser Form einzigartig ist und aus der Reihe fällt. Umso mehr lohnt es sich, sich mit dem Werk und dem Schaffen Wilhelm Altheims auseinanderzusetzen. Als seine Heimatstadt möchten wir auf diese Weise das Andenken des gebürtigen Groß-Gerauers bewahren.“

Das Werk wurde mit städtischen Mitteln sowie mit einem großzügigen finanziellen Engagement des Fördervereins zum Preis von 2.800 Euro in einem Frankfurter Auktionshaus ersteigert. Die kolorierte Federzeichnung „Scheveninger Fischer“ ist als Bestandteil der Wilhelm-Altheim-Galerie im Stadtmuseum Groß-Gerau zu sehen.

Das Stadtmuseum öffnet wieder ab dem 3. September 2022 – Corona-bedingt – samstags von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr und sonntags von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Gesondert ist es derzeit während der Sommerpause möglich, Museumsbesuche individuell telefonisch oder per E-Mail zu vereinbaren.

Am 10. Dezember 2022 steht um 14.00 Uhr der Vortrag „Neues aus der Sammlung: W. Altheim sowie neue Zeugnisse der Stadtgeschichte“ auf dem Programm.