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Datum: 13.06.2023

Die Römer Auf Esch: Open-Air-Ausstellung beleuchtet die römische Vergangenheit der Kreisstadt

An einigen Orten in Groß-Gerau sind Spuren der römischen Vergangenheit entdeckt worden – insbesondere bei der Erschließung und Bebauung des neuen Stadtteils Auf Esch in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Was wir heute über die römische Besiedlungsphase wissen, wie dies einzuordnen ist und wo im heutigen Groß-Gerau viele hundert Jahre lang Geschichte im Boden verborgen lag, zeigt eine neue Ausstellung des Stadtmuseums. 

Die ersten Funde, die eine römische Besiedlungsgeschichte des heutigen Groß-Gerau belegten, stammen aus dem 19.Jahrhundert. Schon Berkacher und Dornberger Bauern haben immer wieder römische Artefakte beim Pflügen ans Licht gebracht. 1898 entdeckte dann der erste Hessische Denkmalpfleger Professor Eduard Anthes Teile des Groß-Gerauer Kastells.

Mit dem Beginn der Bebauung des Stadtteils Auf Esch in den 1960er Jahren kamen dann zahlreiche Funde aus römischer Zeit, aber auch aus den Epochen bis hin zur Jungsteinzeit, ans Licht. Mit der Absicht zur Bebauung des letzten Abschnitts Esch III bewegte man sich auf dem Areal des römischen Lagerdorfs, des sogenannten Vicus, und des Gräberfeldes. Die Archäologische Denkmalpflege Hessen, heute hessenArchäologie, stimmte einer Erschließung und Bebauung unter der Bedingung zu, dass zuvor umfangreiche Grabungen durchgeführt werden konnten. Daran beteiligten sich auch das Saalburg-Museum und die Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Es gelang dabei mitz Hilfe von modernen Grabungs- und Auswertungsmethoden ein recht weitgehendes Bild der Wohnbebauung und des Lebens der kelto-romanischen Bevölkerung zu zeichnen. Es konnten Handwerksbetriebe wie Töpfereien, Metallverarbeiter und Beinschnitzer nachgewiesen und auch ein Militärbad ausgegraben werden. Zudem stießen die Archäologen im Bereich des Gräberfeldes auf spätantike Funde alamannischer Nachsiedler. 

Das Ergebnis dieser Arbeiten hat sich in drei Dissertationen der Universität Frankfurt niedergeschlagen und konnte jetzt in die Ausstellung vor Ort auf dem Eschplatz einfließen. Die Themen der Ausstellung sind unter anderem „Römischer Vorstoß ins Ried“, „Geschichte der Grabungen“, „Bau des Kastells“, „Das römische Lagerdorf“, „Das Militärbad“, „Das Mithräum“ und „Der römische Friedhof“. Von besonderer Anschaulichkeit ist ein großer Grabungsplan, der, in ein Luftbild der heutigen Siedlung montiert, eine genaue Zuordnung der römerzeitlichen Spuren zur heutigen Siedlung erlaubt. Die Text- und Bilddarstellungen werden durch Abbildungen von Exponate ergänzt, die in der Römerabteilung des Stadtmuseums zu sehen sind.

„Groß-Gerau ist eine Stadt, die ein historische gewachsenes Gesicht hat“, betont Museumsleiter Jürgen Volkmann, der die Ausstellung konzipiert hat. „Hier in der Kreisstadt finden wir einige geschichtlich spannende Zeugnisse wie das Schloss Dornberg als mittelaterliche Anlage oder den Wasserturm als Zeichen der Industrialisierung. Aber am spannendsten sind doch die Röner ", so der Historiker. So sehen es auch die Archäologen: Carsten Wenzel, ehemaliger Leiter des Grabungsprojekts im Stadtteil, betont, dass die Fund- und Grabungsorte in Groß-Gerau zu den landesweit wichtigsten gehören. Das Stadtmuseum mit seinen Ausstellungsstücken sei ein echter Glücksfall. 

Neben Führungen durch die Ausstellung, die gesondert angekündigt werden, organisiert der Förderverein Stadtmuseum e.V. am 2. Juli 2023 von 11.00 bis 17.00 Uhr einen Römertag mit Darstellern zum Militär und Alltagsleben sowie mit römischen Speiseangeboten.

Weitere Informationen im Stadtmuseum per E-Mail: juergen.volkmann@gross-gerau.de oder per Telefon: 06152/7164501